Awareness

Bewusst - Solidarisch - Miteinander

Wir als Urbane Praxis e.V. verbinden Perspektiven aus Kunst, Kultur, Architektur, Bildung und Sozialem. Mit unserer Arbeit setzen wir uns für ein gemeinwohlorientiertes Zusammenleben in unserer Stadt ein. Deshalb haben wir die PRAXISWOCHE Own Your City! vom 05. bis 10. September zum Anlass genommen, Awareness in unsere Arbeit zu integrieren haben dafür mit Expert*innen und einem geschulten Awareness Team zusammengearbeitet.

Für uns bedeutet Awareness, dass wir einen bewussten, achtsamen und respektvollen Umgang miteinander pflegen wollen – unabhängig von Geschlecht, ethnischer Herkunft, sexueller Orientierung, Alter, Fähigkeiten, oder Religion. Es ist uns wichtig, während unserer Praxiswoche möglichst barrierearme und diskriminierungssensible Räume zu schaffen. Dafür sind wir alle verantwortlich! 

Mit unserem Konzept wollen wir ein klares Zeichen gegen Diskriminierung setzen, Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und alle Beteiligten unserer Praxiswoche motivieren, gemeinsam mit uns zu lernen. Bitte macht euch hier und während der Veranstaltung mit dem Thema vertraut und lernt unsere Awareness Richtlinien (Code of Conduct) kennen. Diese gelten für alle anwesenden Personen unserer Praxiswoche.

Jetzt und langfristig wünschen wir uns, dass sich alle Menschen – ob intern oder extern – bei unseren Veranstaltungen möglichst sicher, willkommen und wohl fühlen können. 

Euer Urbane Praxis e.V.

Praxiswoche OWN YOUR CITY!
05.09.2023 – 10.09.2023

Disclaimer: Während der Praxiswoche werden unsere Veranstaltungen in mehreren Bezirken Berlins stattfinden und unser Awareness Team nicht immer vor Ort sein. Gleichzeitig arbeiten wir mit vielen verschiedenen Akteur*innen zusammen, die in diesem Jahr nicht alle am Awareness Prozess (Konzepterstellung, Schulung) beteiligt sein können. Deshalb zählen wir auf das Bewusstsein aller und sehen unser Konzept als ersten Schritt, um unsere Awareness Ziele zu realisieren. Mehr über die Erreichbarkeit des Awareness Teams findet ihr unter Punkt 3: “Awareness Team & Awareness Point”.

  1. Was bedeutet Awareness? Was steckt hinter Awareness Arbeit?

Awareness ist das englische Wort für Bewusstsein / Wahrnehmung. Aware zu sein bedeutet also, sich der Personen und vorhandenen Situationen bewusst zu sein. Kern der Awareness Arbeit ist es, einen Raum zu schaffen, in dem sich alle Menschen möglichst sicher und wohl fühlen können und Grenzen gewahrt werden. Dazu gehört die Erstellung eines Konzepts, ein gestärktes Bewusstsein aller Akteur*innen und die Zusammenarbeit mit einem geschulten Awareness Team. Awareness Arbeit erlaubt uns, Ohnmachtsgefühle zu überwinden und bei Grenzüberschreitungen aktiv zu werden

Wieso sagen wir “möglichst sicher?” (Safer Space) 

Alle Menschen in unserer Gesellschaft sind unterschiedlich aufgestellt. Wir alle erfahren verschiedene Dimensionen von Diskriminierung und Privilegien, wobei Chancen ungleich verteilt sind. Deshalb gibt es keinen zu 100% sicheren Raum. Auch bei Veranstaltungen mit machtkritischen Ansätzen kann es also zu Vorfällen kommen.

  1. Unsere Awareness Ziele

Mit unserem Awareness Konzept gehen wir den ersten Schritt in unserem fortlaufenden Awareness Prozess, denn wir wollen uns den folgenden Zielen widmen:

  • Barrieren abbauen: mehr Menschen den Zugang zu unserer Arbeit ermöglichen

  • Verbindungen fördern: als Verein weniger Exklusivität und mehr Offenheit ausstrahlen

  • Verletzungsarme Räume schaffen: mit Richtlinien transparent machen, welche Werte uns wichtig sind, welches Verhalten wir uns darauf basierend wünschen und was nicht toleriert wird

  • Anlaufstellen bieten: Zusammenarbeit mit einem geschulten Awareness Team

  • Diskriminierungskritischer werden: in sowohl unseren internen als auch unseren externen Strukturen

  • Strahlkraft fördern: andere Akteur*innen inspirieren, sich auch dem wichtigen Thema um Awareness zu widmen
  1. Awareness Team & Awareness Point

Wir wollen für Betroffene ansprechbar sein und sie unterstützen. Da sich unsere Veranstaltungen der Praxiswoche über ganz Berlin strecken, findet ihr in diesem Abschnitt Informationen über Verantwortlichkeiten während der Praxiswoche. Eine allgemeine Übersicht aller Veranstaltungen und Orte findet ihr hier. 

An wen kann ich mich wenden?

Wenn ihr etwas beobachtet, das übergriffig wirkt, oder ihr selbst von einer Grenzüberschreitung betroffen seid, könnt ihr euch an folgende Personen wenden:

Awareness Team: Pink

Für unsere Praxiswoche haben wir einen Awareness Point in Kreuzberg eingerichtet. Dort befindet sich unser geschultes Awareness Team, das zu den unten genannten Zeiten via Awareness Hotline direkt kontaktiert werden kann. Je nach Fall wird ein Awareness Teammitglied zum Veranstaltungsort gerufen oder die betroffene Person zum Awareness Point begleitet. Ihr erkennt unser Awareness Team anhand von pinken Warnwesten.

Weitere Ansprechpersonen: Grün

Da unser Awareness Team nicht direkt bei jedem Veranstaltungsort sein kann, findet ihr bei jeder Veranstaltung mindestens eine Ansprechperson für Awareness. Erkennen könnt ihr diese anhand grüner Warnwesten mit der Aufschrift “Urbane Praxis e.V.”. Die grünen Ansprechpersonen sind gebrieft und können für euch bei Bedarf direkt den Kontakt zum Awareness Team herstellen. Je nach Möglichkeit können sie euch auch zum Awareness Point begleiten.

Awareness Point:
Urbane Praxis e.V. Lobby, Mehringplatz 8, 10969 Kreuzberg

Einsatzzeiten Awareness Team:

  • Dienstag 05.09.: 15:00 – 20:00 h
  • Mittwoch 06.09.: 15:00 – 20:00 h
  • Donnerstag, 07.09.: 14:30 – 22:00 h
  • Freitag, 08.09.: 14:30 – 22:00 h
  • Samstag, 09.09.: 14:30 – 22:00 h
  • Sonntag, 10.09.: 12:30 – 20:00 h

Rückzugsraum

Bei unserem Awareness Point in Kreuzberg befindet sich ein Rückzugsraum. Dieser kann von Betroffenen genutzt werden, um mit dem Awareness Team vertrauensvolle Gespräche zu führen. Auch neurodiverse Personen (ADHS, Autismus Spektrum) können den Raum aufsuchen, wenn sie eine Pause wegen Reizüberflutung benötigen. Bei den Veranstaltungsorten selbst können Ansprechpersonen in den grünen Westen ebenfalls nach einem ruhigen Rückzugsraum gefragt werden. Leider kann dieser nicht an jedem Ort garantiert werden, doch Ansprechpersonen und Awareness Team helfen gerne dabei, Reize zu reduzieren.

Die Grundsätze unserer Awareness-Arbeit:

  • Definitionsmacht: Betroffene definieren selbst, was für sie eine Grenzüberschreitung darstellt. Wir hinterfragen also nicht, wieso sich Menschen verletzt, diskriminiert, angegriffen oder überfordert fühlen. Denn was für eine Person kein Problem darstellt, kann für eine andere Person traumatisierend sein.

  • Parteilichkeit: Das Awareness Team erklärt sich solidarisch gegenüber Betroffenen und bietet auf Wunsch Unterstützung an. Dazu gehören das Angebot, über den Vorfall zu sprechen, den Rückzugsraum aufzusuchen, oder auch der Ausschluss der (gewalt-)ausübenden Person von der Veranstaltung.

  • Vertraulichkeit: Alle Informationen, die Betroffene mit dem Awareness Team und Ansprechpersonen (grün) teilen, werden vertraulich behandelt. Informationen werden nur mit dem Einverständnis der betroffenen Person an Dritte weitergegeben.
  1. Awareness Richtlinien / Code of Conduct

Der Urbane Praxis e.V. toleriert keine Form von Rassismus, Sexismus, Ableismus, Antisemitismus, Queer- und Transfeindlichkeit, oder anderweitig diskriminierendes, gewaltvolles Verhalten. Mit dem Besuch unserer Praxiswoche erklären sich alle Beteiligten mit unseren Verhaltensrichtlinien einverstanden. Bei Verstößen gegen unseren Code of Conduct behalten wir uns vor, Personen von unseren Veranstaltungen auszuschließen. 

Bewusst – Solidarisch – Miteinander

Wir wünschen uns einen rücksichtsvollen und solidarischen Umgang miteinander. Unsere Veranstaltungen sollen Orte sein, wo wir uns auf Augenhöhe begegnen. Wir wollen unsere Ressourcen nutzen, um barrierearme und diskriminierungssensible Räume zu schaffen, damit sich alle möglichst sicher und wohl fühlen können. 

Wir glauben Betroffenen

Es liegt bei den Betroffenen zu definieren, was für sie eine Grenzüberschreitung darstellt. Wir zweifeln ihre Erfahrungswerte nicht an, sondern stellen uns hinter sie und bieten ihnen Unterstützung. Ihre Bedürfnisse und Forderungen stehen dabei im Vordergrund. Damit wollen wir eine Atmosphäre schaffen, in der sich Betroffene wieder wohl fühlen können, an den Veranstaltungen weiter teilzunehmen.

Privilegien & Positionen reflektieren

Wir sind alle in diskriminierenden Systemen aufgewachsen. Deshalb möchten wir unsere eigenen Privilegien und Positionen genauer betrachten. Dazu gehört auch die „Bubble“, in der wir uns befinden. Wer ist (nicht) Teil meines Umfelds? Welche Perspektiven dominieren hier? Bei unseren Veranstaltungen wollen wir sensibel mit den Diskriminierungserfahrungen unserer Gesprächspartner*innen umgehen. Falls euch eine Person mit konstruktiver Kritik begegnet, versucht erstmal zuzuhören. Wir alle machen Fehler. Unser Anliegen ist es, voneinander zu lernen.

Achtsamer Umgang mit Raum & Zeit

Alle Teilnehmenden werden ermutigt, sich in Gesprächsrunden bei unseren Veranstaltungen zu beteiligen. Bitte achtet dabei stets darauf, wie viel Redezeit und Raum ihr einnimmt. Wenn ihr schon viel zu einer Runde beigetragen habt, setzt doch ein paar Minuten aus, um anderen Menschen die Möglichkeit zu geben. Vermeidet es, von eurer Position auf die von Anderen zu schließen. Wir begrüßen eine Vielfalt an Perspektiven.

Geschlecht ist vielfältig

Wir wollen nicht vom äußeren Erscheinungsbild auf das Geschlecht einer Person schließen. Geschlechteridentitäten sind vielfältig und gehen weit über die Kategorien “Mann” und “Frau” hinaus. Wenn ihr ins Gespräch kommt, fragt Personen nach ihrem Namen und ihren Pronomen (sie/ihr; er/ihn; they/them; sie/they; kein Pronomen, etc.). Damit vermeiden wir, dass Personen falsch bezeichnet werden, was verletzend sein kann. 

(Un)sichtbare Barrieren

Viele Barrieren sind nicht direkt erkennbar. Inklusiver zu handeln bedeutet für uns, unsichtbare Behinderungen, Einschränkungen und Herausforderungen bei Veranstaltungen mitzudenken und bestmögliche Zugänge zu schaffen. Wir wollen alle dazu anregen, füreinander ansprechbar zu sein. Wenn ihr etwas nicht versteht, Informationen sucht oder Barrieren erkennt, könnt ihr euch jederzeit an uns und das Awareness Team wenden. Mehr Informationen zum Thema Zugänge findet ihr hier.

  1. Handlungsmöglichkeiten

Ihr habt etwas beobachtet, das übergriffig und grenzüberschreitend wirkt? 

Damit wir einen sichereren Raum für alle schaffen können, brauchen wir eure Unterstützung! Überlasst es bitte nicht Anderen, aktiv zu werden. Dennoch ist es erstmal wichtig, dass ihr eure eigene Sicherheit im Blick habt. 

Bei Notfällen und wenn das Leben einer Person in unmittelbarer Gefahr ist:
Zögert bitte nicht, direkt die Verantwortlichen der jeweiligen Veranstaltung zu holen und ggf. selbst den Krankenwagen (112) oder die Polizei (110) zu rufen.

Beispiele für Handlungsmöglichkeiten:

Wenn ihr euch sicher fühlt, könnt ihr die betroffene Person direkt ansprechen: 

“Hey, ist alles in Ordnung bei dir? Brauchst du Unterstützung?” 

Ihr könnt der Person Hilfe anbieten:

“Soll ich für dich das Awareness Team kontaktieren?”

“Ich würde gerne Unterstützung holen, ist das für dich okay?”

“Kann ich dich zum Awareness Point begleiten?”

Wenn ihr euch unsicher fühlt, könnt ihr auch Dritte in der Umgebung ansprechen:

“Hallo, du im gelben T-Shirt! Diese Person wird gerade belästigt, kannst du helfen?” 

“Kannst du jemanden vom Team holen, während ich hier bleibe?”

Wenn ihr unser Awareness Team / grüne Ansprechpersonen holt:

“Ich habe gerade etwas Rassistisches beobachtet. Könnt ihr bei der Person nachfragen, ob alles okay ist?”

“Eine Person ist gestolpert und hat sich verletzt. Könnt ihr helfen?”

Es ist absolut verständlich, wenn ihr euch von einer Situation überfordert fühlt. Dafür sind unsere Ansprechpersonen und das Awareness Team da! In jedem Fall gilt: habt eure eigenen Grenzen und die Grenzen der betroffenen Person im Blick. Bitte akzeptiert es auch, wenn Betroffene Hilfe ablehnen.

  1. Zivilcourage Step by Step

Bitte fragt Betroffene, ob sie sich Unterstützung wünschen. Wenn sie ablehnen, respektiert bitte ihre Entscheidung. Hier findet ihr weitere Handlungsmöglichkeiten:

  • DIREKT: Sprecht grenzüberschreitendes Verhalten direkt an und bietet Unterstützung (z.B. das Awareness Team kontaktieren).

  • DAVON ABLENKEN: Gebt der betroffenen Person eine unauffällige Fluchtmöglichkeit durch Ablenkungsmanöver.

  • DELEGIEREN: Schaltet andere Personen ein, die die Situation deeskalieren können oder kontaktiert das Awareness Team / Urbane Praxis Team.

  • DANACH UNTERSTÜTZEN: Erkundigt euch nach der Situation, wie es der betroffenen Person geht und bietet ihr Hilfe an.

  • DOKUMENTIEREN: Dokumentiert die Situation, wenn ihr euch nicht sicher fühlt oder direkt eingreifen könnt. Damit hat die betroffene Person Beweismaterial. Veröffentlicht niemals das Material ohne Einverständnis der betroffenen Person!

  • DISKUTIEREN: Durch einen aktiven Austausch über das Thema verbreitet ihr Wissen über Zivilcourage und macht Betroffenheiten sichtbar. Damit könnt ihr andere dazu animieren, eigene Hürden zu überwinden, um einzuschreiten.

Hier findet ihr eine übersichtliche Erläuterung der 5Ds of Bystander Intervention auf Englisch: https://righttobe.org/guides/bystander-intervention-training/

Außerdem findet ihr hier eine deutsche Version, die 7Ds of Bystander Intervention, im Awareness-Konzept vom DEICHBRAND Festival: https://www.deichbrand.de/awareness-inklusion

  1. Weiterführende Ressourcen

Hier findet ihr einen Überblick von Telefon-Anlaufstellen:

  • „Nummer gegen Kummer“ für Kinder- und Jugendliche: 116 111

  • Elterntelefon für unkomplizierte, anonyme Beratung: 0800 111 0550

  • Pflegetelefon für pflegende Angehörige: 030 20 179 131

  • Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ : 0800 011 6016

  • Hilfetelefon „Sexueller Missbrauch“ : 0800 22 55 530

  • Hilfetelefon „Schwangere in Not“: 0800 404 0020

  • Sucht- und Drogenhotline: 01805 313031 

  • Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder  0800 111 0 222 

  • Info-Telefon Depression: 0800 33 44 5 33 

  • Rettungsdienst & Feuerwehr: 112

  • Polizei: 110

Safe the Dance: Liste Anlaufstellen mit Erläuterungen

Berliner Beratungswegweiser: Was tun bei Diskriminierung?

Awareness Akademie Berlin: Ressourcen

Queeres Netzwerk NRW e.V.: Awareness Leitfaden, Was bedeutet Awareness und wie setze ich es um?

  1. Feedback & Wünsche

Awareness ist ein Prozess. Wir sind uns bewusst, dass wir in unserer Arbeit Fehler machen werden und möchten uns stetig weiterentwickeln. Deshalb freuen wir uns ausdrücklich über euer Feedback!

Sprecht uns bei den Veranstaltungen gerne an, um eure Wünsche und Hinweise zu unserer Arbeit als Verein und unserem Awareness Prozess zu teilen. 

Oder ihr schreibt uns per Mail: zugang@urbanepraxis.berlin