Die 10 Berliner Sommerbäder liegen durchschnittlich 8,5 Monate ungenutzt und der Öffentlichkeit unzugänglich brach.
Sommerbäder sind als Orte einzigartig in der Stadt. Hier treffen verschiedenste Lebenswelten und Realitäten fast nackt aufeinander: Miteinander, Nebeneinander, Konfrontation und Austausch. Sommerbäder lassen die soziale und kulturelle Diversität der Stadt stattfinden. Sie stellen Verbindungen her zwischen den außerhalb stark segregierten und segmentierten Blasen des städtischen Alltags und seiner Bewohner:innen.
Wieso kann ein Sommerbad diese Rolle nur im Sommer haben? Warum geraten diese Orte des Zusammentreffens in Vergessenheit für den größten Teil des Jahres?
Die Initiative Pool Potentials (Ein Projekt vom Studio Genua) beschäftigt sich mit diesen Fragen und hat daraus die Idee einer Wechselnutzung der Berliner Sommerbäder entwickelt. Dafür wurde 2021– mit verschiedenen lokalen Akteur:innen aus Politik, Nachbarschaft, den Berliner Bäderbetrieben und den Bad-Besucher:innen – die Eignung der Sommerbäder als ganzjährig genutzte städtische Ressource untersucht: Wie kann das sommerliche Aufeinandertreffen über alle Jahreszeiten hinweg ermöglicht werden? Welche Gruppen unserer Stadtgesellschaft benötigen diese Orte in den Herbst-, Winter- und Frühlingsmonaten? Welche Rolle kann diesen Möglichkeitsräumen hinsichtlich der generellen Raumnot in Berlin zukommen?
Um die Idee in der Stadt zu verankern wurde in Zusammenarbeit mit Filmemacher Felix Pauschinger 2021 ein kurzer Dokumentarfilm produziert, der die in der Dialogwerkstatt verhandelten Perspektiven aufzeigt. Der Film wurde bereits im Rahmen verschiedener Veranstaltungen
(Architekturgalerie Berlin, Haus der Statistik) öffentlich präsentiert, weitere Screenings in Zusammenhang mit einer temporären Sauna wurden im Herbst 2022 in den Sommerbädern durchgeführt.
Insbesondere angestoßen durch einen öffentlichen Ideenaufruf und ein mobiles Projektbüro vor dem Sommerbad Neukölln im Sommer 2021 erfuhr Pool Potentials eine fortlaufende große mediale Resonanz, sowie Zuspruch aus Politik und Stadtbevölkerung. Diese positive Resonanz nutzt das Pool Potentials Team nun, um die nächsten Schritte hin zur Planung und Durchführung eines Pilotprojekts in mindestens einem Berliner Sommerbad zu gehen.
Studio Genua ist eine Gruppe von acht jungen Architekt:innen und Gestalter:innen in Berlin. Seit 2015 initiieren und realisieren sie Projekte in den Bereichen Gestaltung, Architektur, Stadtplanung und Aktivismus. Ihre Arbeiten reichen von Möbeldesign, über Design-Build-Workshops und explorative Stadtwanderungen, Bühnenbilder, Ausstellungen, baulichen Interventionen bis hin zu Wohn- und Industriearchitektur.
Team: Manuel Heck, Benjamin Meurer, Merle Sudbrock, Marina Sylla (Studio Genua)