AKTION: DACH-WERK-STATT

Inmitten des dichten Berliner Stadtlebens gibt es einen Ort, den viele kennen, der aber selten genutzt wird: das oberste Parkdeck

Inmitten des dichten Berliner Stadtlebens gibt es einen Ort, den viele kennen, der aber selten genutzt wird: das oberste Parkdeck des CittiPoint-Einkaufszentrums in Berlin-Wedding. Die 2.000 m² große Fläche steht meist leer und reiht sich damit in die Vielzahl ungenutzter Parkdecks ein. Zurzeit lässt sich beobachten, wie im Bezirk Wedding Treffpunkte wegen zu hoher Mieten, Start-ups, Kurzzeitwohnformate und Co-Working-Spaces verschwinden, sie sich in dem historischen Arbeiter*innenbezirk niederlassen. In diesem Szenario nehmen die Dachflächen eine besondere Position ein: zum einen gehören sie aufgrund ihres begrenzten Zugangs zu den letzten ungenutzten Freiräumen der Stadt. 

Zum anderen bergen sie aufgrund der generationenübergreifenden Anziehungskraft des Himmelblicks das Potential für Orte, an denen Menschen sich abseits ihrer alltäglichen Bezugspunkte begegnen können. Beide Punkte führen in der Realität dazu, dass Dachflächen vor allem dort genutzt werden, wo es privaten Akteur*innen gelingt, sich einen exklusiven Zugang zu verschaffen, aus dem sie Profit schlagen können. Als Kollektiv stadtgewitter e.V. suchen wir soziale, künstlerische und nachbarschaftliche Möglichkeitsräume in diesen städtischen Nischen. 

2025 eröffnen wir zum dritten Mal das Dach für die Öffentlichkeit mit freiem Zugang für alle Generationen. Eine selbstgebaute Hochgarage ist unser Treffpunkt für zahlreiche Mitmachaktionen, Kunstresidenzen, Workshops, Diskussionsformate, Werkstatt, Feste und Gemeinschaftsküche.Hier entsteht ein Ort, der im Alltag fehlt – aber dringend gebraucht wird. 

Wir agieren in dem Bewusstsein, dass ein langfristiger und radikaler Wandel nur durch die Aktion mehrerer Gruppen in Solidarität miteinander und durch unterschiedliche Strategien mit einem gemeinsamen Ziel erreicht werden kann. Mit unseren Aktionen bespielen wir temporär Dächer abseits ihrer alltäglichen – insbesondere 

kommerziellen – Funktionen und hinterfragen die möglichen Codes und Referenzen dessen, wie sie sich anfühlen, wie sie aussehen sollten und wer den Ausblick über die Stadt genießen kann. 

Dafür veranstalten wir dieses Jahr drei Projektwochen. Sie setzen inhaltliche Schwerpunkte auf das, was uns als Verein beschäftigt und antreibt: gemeinsames Machn, selbstbestimmte städtische Räume und neue Perspektiven auf Leerstand und Nachbarschaft.. 

1. Themenwoche: Werkel-Woche | 8.–11. Juli, täglich 17–21 Uhr 

Der Auftakt des Dachsommers beginnt mit Werkzeug, Textilien und vielen Ideen. In unserer offenen Werkstatt bauen wir zusammen Liegestühle, nähen ein großes Sonnensegel und laden alle ein die selbst etwas zum Werkeln mitbringen. 

Die Werkel-Woche richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Niemand muss handwerklich erfahren sein – alles wird gemeinsam angeleitet. Materialien stellen wir bereit. 

Dach-Fest mit Musik I: Samstag, 12. Juli | 15–21:30 Uhr 

Nach vier Tagen gemeinsamer Arbeit feiern wir ein Eröffnungsfest für alle: mit Musik, kleinen Performances, einem lustigen Dach-Quiz, gemeinschaftlichem Kochen und offenem Picknick. Der perfekte Einstieg in den Sommer auf dem Dach! 

2. Themenwoche: False promises brought us here – Projektwoche zum Leerstand von Karstadt | 29.–31. Juli + Aktionstag 2. August 

Wir thematisieren den Wandel innerstädtischer Kaufhäuser wie Karstadt, ihren Leerstand und die Umnutzung durch neue Profitlogiken. Am 29.07., um 19 Uhr laden wir zu einem Vernetzungstreffen unter dem Titel “False Promises brought us here” ein, um Erfahrungen, Wissen und Strategien rund um das Gebäude zu sammeln und gemeinsame Perspektiven gegen Gentrifizierung und Privatisierung im Wedding zu entwickeln. Darauf folgen Workshops und eine öffentliche Aktion. Interessierte Initiativen und Einzelpersonen können sich unter post@operation-himmelblick.org gerne bei uns melden. 

3. Themenwoche: Dach-Residency | 18.–23. August, täglich 17–21 Uhr 

Im August laden wir Künstler:innen ein, eine Woche lang das Parkdeck als Atelier im öffentlichen Raum zu nutzen. In der Dach-Residency untersuchen sie das städtische Oben – Dächer als Möglichkeitsräume, Rückzugsorte, soziale Bühne oder poetischer Protest. Die Woche beginnt mit einem öffentlichen Dachspaziergang durch verschiedene Dachlandschaften Berlins (Termin wird noch bekannt gegeben). 

Werkschau: Samstag, 23. August, 16-21.30 Uhr 

Die Residency endet mit einer Werkschau, bei der die Künstler:innen ihre Ergebnisse präsentieren – begleitet von Musik, Gesprächen und einem offenen Austausch mit der Nachbarschaft. 

4. Themenwoche: Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus dem Kiez 

Zusammen mit casablanca e.V. wird das Dach in diesem Jahr auch von Jugendlichen umgenutzt und als Treffpunkt für Bewegung, Crafting, Spiele, junge und kritische Stadtwahrnehmung und zum Public Viewing der Frauen Fußball EM erprobt. 

Gemeinsam gestalten – Mach mit! Operation Himmelblick ist ein kollektiver Prozess. 

Deshalb freuen wir uns über alle, die mithelfen möchten – ob beim Auf- und Abbau, in der Küche oder Bar, oder bei spontanen Aktionen vor Ort. Wer sich auf unterschiedliche Weise beteiligen möchte, kann uns einfach eine E-Mail schreiben an post@operation-himmelblick.org oder persönlich während des Programms auf dem Dach ansprechen. 

Warum ist dieses Projekt wichtig? 

In einem Kiez, in dem viele um Raum kämpfen – zum Wohnen, Arbeiten, Leben – öffnet Operation Himmelblick öffentliche, kostenlose, gemeinschaftlich gestaltete Räume. Orte, die nicht auf Konsum und Profit ausgerichtet sind. Orte, an denen spontane Begegnungen stattfinden können trotz unterschiedlicher Positionierungen. 

Das Projekt erhält dieses Jahr Förderung vom Projektfond Kulturelle Bildung sowie von Lebendige Zentrum Müllerstraße. Für die Inhalte des Programms ist unser Verein stadtgewitter e.V. verantwortlich. 

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns in diesem Jahr auf dem Dach besuchen würden!